Von Thomas Fatheuer
Auch bei den REDD-Verhandlungen (Bali Action Plan 1b) ist der Fortschritt eine Schnecke – und gleichzeitig werden Befürchtungen über ein “Bad REDD” verstärkt. Vieles spricht dafür, dass in Kopenhagen allenfalls ein Text verabschiedet werden kann, der einen allgemeinen Rahmen für REDD absteckt und strittige Punkte umschifft. Umstritten bleiben weiterhin die Fragen von Finanzierung und Umfang von REDD.
Brasilien bekräftigte in Bangkok (Vorkonferenz für die Klimaverhandlungen in Kopenhagen, 28.09.-09.10.2009) seine Vorbehalte gegenüber einer Finanzierung von REDD über Marktmechanismen und schlug vor, “jegliche Terminologie zu vermeiden, die REDD mit flexiblen Mechanismen verknüpft.”
Die brasilianische Position wurde u.a. von Bangladesch unterstützt, dessen Vertreter anmerkte, es sei „ironisch, wenn jetzt die Märkte das Problem lösen sollen, das sie selbst angerichtet haben.“
Auf der anderen Seite betonten die USA die positiven Erfahrungen mit flexiblen Mechanismen (CDM) und betonten, dass ein neuer Marktmechanismus wichtige Beiträge zu den Reduktionszielen leisten könne.
"Sustainable management of forests" - Einfallstor für kommerziellen Holzeinschlag?
Die Einbeziehung von “sustainable management of forests” in einen REDD-Mechanismus ist ein weiterer Punkt, der für Kontroversen sorgte. NGOs befürchten, dass dies ein Einfallstor für den kommerziellen Holzeinschlag sein kann. Die Holzindustrie bezeichnete ihre Aktivitäten nämlich genau als “sustainable forest mangement”. Bemerkenswert und besorgniserregend sind die Äußerungen afrikanischer Länder (Kamerun, Äquatorial-Guinea und DR Kongo), die auf der Wichtigkeit der nachhaltigen Nutzung der Wälder insistieren und sich dagegen verwehrten, eine Passage aufzunehmen, die klarstellen sollte, dass das nicht unter Umwandlung von Naturwäldern geschehen dürfe (avoiding conversion of forests). Da werden die Befürchtungen verstärkt, dass REDD die Umwandlung von Naturwäldern in Baumplantagen z.B. für Palmöl begünstigen könne – oder zumindest nicht behindern.
Brasilianische Beobachter_innen der Verhandlungen zeigen sich besorgt, dass der Einleitungstext der sogenannten Non Paperes (11 und 15) feststellt, dass es das Ziel von REDD sei, den Verlust von Waldfläche (forest cover loss) in Entwicklungsländern zu reduzieren. Dieser pauschale Verweis auf die Waldflächen unterscheidet nicht Waldtypen (Naturwälder, Baumplantagen) und öffne damit "die Tore für Spekulation und lasse Investitionen in Wiederaufforstung und gar Baumplantagen zu, die viele als Aufforstung bezeichnen". (siehe auch Boletim Vitae Civilis Informa, Edição Especial Ano XV Nº. 05)
Bangkok hat REDD-kritische Befürchtungen nicht entkräftet
Ebenfalls ohne Fortschritte verlief die Debatte darüber, wie die Rechte der indigenen Völker im Text verankert werden können. Bangkok hat somit keinen Beitrag geleistet, REDD-kritische Befürchtungen zu entkräften. Das REDD-Label könnte zum Einfallstor für verschiedene und zweifelhafte Praktiken werden, die das ursprüngliche Ziel, die Vernichtung der Tropenwälder zu stoppen, nur als Trittbrett benutzen.
Dr. Thomas Fatheuer ist Büroleiter des Büros Brasilien der Heinrich-Böll-Stiftung.